Mit dem sogenannten Priming steht Ihnen ein spannender Effekt zur Seite. Dieser geht auf den US-Psychologen John A. Bargh zurück, der mit seinem „Florida-Experiment“ einen Meilenstein in der Psychologie gesetzt hat.
Der Begriff „Priming“ lässt sich am besten mit „Bahnung“ oder „Vorbereitung“ übersetzen.
Der beobachtete Priming-Effekt liegt darin begründet, dass Personen offenbar bestimmte Wahrnehmungsinhalte (Wörter, Bilder oder Videos) unterschiedlich aufnehmen und verarbeiten, wenn sie vorher in spezifischer Weise – durch Priming – auf diese Inhalte vorbereitet, also „geprimt” wurden.
In diesem Fall wird das Reiz-Reaktions-Modell vorbereitet, wodurch Assoziationen und Reaktionen auf einen Trigger verändert werden können. Der Trigger wird sozusagen überlistet.
Denn begegnet Ihnen zunächst der primende Reiz, orientieren sich die folgenden neuronalen Muster und die damit verbundene kognitive Einordnung ganz anders als bei einem Trigger, der Sie unvorbereitet trifft und den unvermeidlichen Vulkanausbruch auslöst, weil der Schlüssel wieder einmal perfekt ins Schloss einrastet.
Mit Priming bewerten Sie anders und ändern dementsprechend Ihr Verhalten.
Priming-Beispiel Nr. 1
Wenn Sie ein schwieriges Gespräch zu führen haben, servieren Sie nach Möglichkeit Ihrem Gegenüber zuerst ein warmes Getränk. Versuche haben gezeigt, dass wenn man jemandem zuerst ein warmes Getränk serviert, dieser freundlicher gestimmt ist. Das warme Getränk ist hier der primende, also vorbereitende Reiz. Wenn nun der eigentliche Reiz (Trigger), z.B. eine unangenehme Nachricht wie „deshalb muss ich die Zusammenarbeit leider beenden“ kommt, wird die Reaktion hoffentlich nicht so heftig ausfallen, wie wenn Sie der Person ein kaltes Getränk serviert hätten.
Priming-Beispiel Nr. 2
Nehmen wir an, Ihr Partner fühlt sich schnell getriggert, wenn Sie Ihre Sportsendung schauen wollen. Wie wäre es, wenn Sie vor dem Start der Sendung etwas Gutes für Ihren Partner tun? Meist geht es ja um das Thema Wertschätzung und Aufmerksamkeit.
Kochen Sie für Ihren Partner etwas Feines, oder verbringen Sie einfach Zeit bei einem Spaziergang. Die Erfahrung zeigt, dass wenn Sie dann fragen, ob es okay ist, die Sportsendung zu schauen, dies meist zu keinen Diskussionen mehr führt. Vielleicht schaut er sogar mit, und das Thema Sport ist nicht mehr so negativ behaftet.
Die Reaktion auf einen äusseren Reiz lässt sich ändern
Das lässt also die Schlussfolgerung zu, dass menschliches Verhalten zwar durch Reize bestimmt ist, Sie es jedoch selbst in der Hand haben, inwieweit Sie sich diesen Reizen ausliefern und Sie sogar Einfluss auf Ihre und die Reaktion anderer haben.
Buchtipp: Im Buch „Trigger mich, bitte!“ wird ausführlich auf den Begriff Priming eingegangen. Es wird zudem praktisch gezeigt, wie man diesen nutzen kann, um mit Kritik, Beleidigungen oder Kränkungen besser umzugehen.